Felix Maier
* 18.08.1986
† 23.12.2004
Ich bin ich und ihr seid ihr -
das, was ich für euch war, bin ich immer noch!
Liebe Freunde und Verwandte!
Herzlich willkommen auf der Gedenkseite von Felix! Wir, die Eltern Herbert und Renate, sowie Florian, Felix' älterer Bruder, haben für unseren geliebten und so sehr vermissten Felix diese Homepage eingerichtet.
Der Schock saß tief, als wir am Donnerstag, den 23.12.04 am Morgen um 5.55 Uhr Besuch von 2 Polizisten bekamen, die uns mitteilten, dass Felix nie mehr nach Hause kommen würde. Als um 10 vor 6 Uhr der Radiowecker anging, drückte ich auf Pause, um noch etwas weiter zu schlafen. 5 Minuten später klingelte es an der Tür. Ich sprang aus dem Bett und sagte zu Herbert:" Der Felix hat einen Unfall gehabt und jetzt ist die Polizei da!" Ich rannte die Treppe runter und schaute im Vorbeigehen in Felix' Zimmer, sein Bett war unbenützt. Noch dachte ich mir nicht viel. Ich öffnete die Haustüre und sagte den Polizisten auf den Kopf zu, was ich dachte. Sie wollten erst mal rein kommen. Ich ließ sie in die Küche, Herbert war inzwischen auch hinter mir. "Was ist denn los, reden Sie doch endlich", fuhr ich die beiden an. Darauf meinte einer, sie müssten mir das Schlimmste sagen, was sie einer Mutter sagen können, mein Sohn sei tot.
Ich setzte mich auf den Sessel und sagte nichts mehr. Herbert war auf der Couch und die Polizisten begannen, uns den Unfall zu schildern, so gut sie es wussten. Verstanden hab ich sowieso nichts mehr. Genaueres wüsste die Polizei Friedberg, die den Unfall aufgenommen hat. Felix befinde sich im ZK, das war's. Aus und vorbei! Sie erkundigten sich noch nach uns, ob wir zurecht kämen und verließen uns dann wieder. Flo war inzwischen auch aufgestanden und jetzt saßen wir alle drei da und heulten. Wir konnten es nicht glauben! In der Nacht noch hatte ich mit ihm gesprochen am Handy, da wollte er los fahren. Gestern noch saßen wir miteinander am Tisch und frühstückten, machten aus, dass wir zum Eishockeyspiel gehen wollten, und jetzt? Unfassbar. Ich glaube, ich habe noch nicht begriffen, was das alles für mich bedeutete. Ich rief meine Schwester an und weckte sie mit der schrecklichen Nachricht. Sie brach sofort in Tränen aus und versprach, sofort zu uns zu kommen mit Sabine. Wenig später musste ich meiner Mutter Bescheid sagen, die Felix noch am Dienstag Abend in den Arm genommen hatte und ihn bat, nicht zu fahren, weil Glatteis zu erwarten wäre. Ich dachte, sie stirbt mir am Telefon weg vor Kummer. Sabine, die mittlerweile mit Andrea angekommen war, fuhr zu ihr um sich um sie zu kümmern. Meine Mutter musste Herztabletten nehmen, wie sie mir später erzählte, sonst wäre sie wirklich umgekippt.
Am Mittag durften wir endlich zu Felix, nachdem sein Körper frei gegeben war und wir unzählige Telefonate mit Polizei und Pathologie geführt hatten. Es war unglaublich. Ich sehe meinen perfekten Sohn mit seinem durchtrainierten gesunden Körper vor mir auf dieser Pritsche liegen, die Augen geschlossen als ob er schliefe, leichte Verletzungen in der rechten Gesichtshälfte, aber sonst alles heil! Ich fass es nicht! Wir berühren sein Gesicht, seinen Arm, er ist schon kalt, so schnell geht das. Ich spreche zu ihm, wünsche mir nichts sehnlicher als dass er aufwacht, aber er rührt sich nicht. Ich streichle ein letztes Mal über seine Haare und küsse ihn auf die Wange. Gibt es einen Gott? Wenn ja, wieso lässt er so was zu? Ich spüre diesen Schmerz in meinem Herzen, als würde mir jemand ein Messer rein stechen. Warum erlöst mich keiner? Ich kann doch jetzt nicht weiter leben. Wie soll das gehen? Meine Mutter bricht fast zusammen, mein Vater weint, ich habe ihn noch nie weinen sehen. Wie soll das jetzt werden? Ich kann mir ein Leben ohne Felix nicht vorstellen. Er war unser Lebensmittelpunkt. Alle haben ihn bewundert. Er, der großartige Sportler, spielt Fußball in der Bezirksoberliga, spielt begeistert und mit Leidenschaft Eishockey, fährt im Sommer mit dem Rennrad die Tour-de-France Berge rauf, kann sich unheimlich quälen, ist diszipliniert und achtet sehr auf seinen Körper. Er, der Glückliche, der immer und überall Glück hatte, so glücklich in seiner jungen Liebe war, er soll auf einmal so viel Pech haben? Keine zweite Chance bekommen? Wo bleibt die Gerechtigkeit? Und vor allem w a r u m? Warum ist gerade ihm das passiert? Warum überhaupt? Das Warum wird wohl ewig bleiben, es gibt einfach keine Antwort.
Ich weiß nicht, wie wir die weiteren Tage überlebten, ich weiß nur, es wäre Weihnachten gewesen. Felix hatte mit mir zusammen den Christbaum aufgestellt. Er hatte sich ein Weihnachtsfest gewünscht, zu dem alle Verwandten zu uns kommen und gemeinsam feiern. So haben wir es gemacht, wir waren alle zusammen, ich glaube anders hätten wir es nicht geschafft, die Feiertage zu überstehen. In Bergheim in der Leichenhalle lag unser Liebstes, in einem Raum, über dessen Eingang steht: "Es ist vollbracht", was für ein perverser Spruch bei einem 18-Jährigen im Sarg! Wir ließen den Sarg offen um auch allen Freunden einen Abschied zu ermöglichen, für mich eine tägliche Qual. Immer wieder wurde ich mit der Realität konfrontiert. Mein Sohn, in einem Sarg mit seinen Weihnachtsgeschenken und dem Glückskäfer von Patti, einem Minifußball mit allen seinen Vereinen drauf, seinem geliebten Mannheimtrikot mit Schal, seiner blauen Käppi und mit einem Puck von der Eishockey-WM in Deutschland. Flo hat ihm seine Uhr geschenkt und trägt seitdem Felix' Uhr zur Erinnerung. Sein Weihnachtsgeschenk von uns, ein neuer Eishockeyschläger, kam nach Weihnachten an und wir gaben ihm diesen mit in sein Grab. Eine Woche nach dem Unfall war Felix schon beerdigt, so schnell ist ein Leben vorbei.
In der Zeit nach dem Unfall überrollte uns eine Welle des Mitgefühls und der Anteilnahme. Es kamen haufenweise Trauerkarten an, auch schon an den Feiertagen bevor die Todesanzeige in der Zeitung erschien. Ich wunderte mich über die gut gewählten, besinnlichen Karten, viele schrieben persönliche Worte oder einen passenden Spruch dazu und wir waren jeden Tag beschäftigt mit Lesen. Das hat irgendwie geholfen, wir fühlten uns nie allein, wir erfuhren ganz viel Mitgefühl, es ging vielen Leuten sehr nahe und sie zeigten uns das. Auch an die Leichenhalle wurde viel gepilgert. Die meisten seiner Fußball- und Eishockeyfreunde nahmen Abschied von Felix, stellten ein Licht auf oder waren einfach nur traurig und geschockt. Keiner konnte es glauben, bevor er nicht Felix im Sarg gesehen hatte. Viele kamen zu uns, nahmen uns in den Arm, waren einfach nur da und hörten zu. So überstanden wir die schwierige Zeit bis zur Beerdigung.
Danach wurde es erst richtig schwer für uns. Die Lücke, die Felix hinterlässt, ist nicht zu schließen. Wir fielen in ein ganz tiefes Loch, das ganze Ausmaß dieses Verlusts wurde uns bewusst. Nie mehr - diese Worte haben plötzlich eine völlig andere Bedeutung. Unser Leben wird nie mehr so sein wie es war. Genauso wie sich das Leben bei der Geburt eines Kindes ändert, ändert es sich auch bei seinem Tod. Wir befinden uns im Jahr 1 nach dem Unfall. Zum ersten Mal erleben wir die Jahreszeiten ohne Felix, wir müssen die bisher geliebte Sonne ertragen und das Blühen und Wachsen der Pflanzen im Frühjahr, während es in uns dunkel ist, der Körper unseres Kindes in der Erde liegt und zerfällt. Für uns ist alles ganz anders und wir verstehen nicht, dass die Welt sich einfach weiter dreht, das Leben für alle anderen ganz normal weiter geht. Jeden Tag wache ich auf und denke, wieder ein Tag, den er nicht erleben kann. Wie soll ich diesen Tag überstehen? Ich kämpfe gegen meine Unlust zu leben an, arbeite, gehe Tätigkeiten nach, die ich vorher auch schon machte, ich funktioniere! Aber da ist diese unendliche Sehnsucht nach meinem Sohn, mal wieder ein Wort von ihm hören, mit ihm lachen, ihm beim Fußball zuschauen können - Wünsche, die nie mehr in Erfüllung gehen werden. Der Schmerz hat sich tief ins Herz gefressen und da sitzt er fest. Manchmal wird er überlagert durch irgendwelche Ablenkungen, aber meistens ist er da, groß und mächtig, lässt uns nicht los, zieht uns immer wieder runter und macht uns bewusst, was wir verloren haben. Die Erinnerungen sind da, eine Vielzahl von Erlebnissen mit Felix, schließlich haben wir 18 Jahre und 4 Monate intensiv mit ihm gelebt. Wir trauern um sein verlorenes Leben, seine Zukunft, sein Glück und wir trauern, weil wir ihn nicht mehr haben, unser Verlust ist unvorstellbar groß. Der Tod eines so jungen Menschen ist grausam, er hat eine Macht, die man nicht beschreiben kann.
Felix war eine Bereicherung für unser Leben, hat so viel Glück und Sonne gebracht, das hätten wir ohne ihn nie erfahren. Gerade deshalb ist es jetzt so schwer. Ein Kind zu verlieren ist etwas, das man nie begreifen kann. Man fühlt sich amputiert, geschwächt, bewegt sich wie auf dünnem Eis und bei jeder Schwierigkeit bricht man ein. Nur wer das Gleiche erlebt und durchgemacht hat, kann verstehen, was wir fühlen und wie wir leiden. Es gibt keine Alternative, man hält es entweder aus oder eben nicht! Für meinen Sohn Florian, der mich so oft getröstet hat in der letzten Zeit und immer für mich da ist, will ich auch noch da sein, ich will mich nicht aufgeben. Florian und Patti sind sich einig, Felix ist jetzt immer bei uns, vielleicht sogar näher als zuvor!
Der Tod kann uns nicht trennen - die Liebe bleibt!
Renate
Der Weg
von Herbert Grönemeyer
Ich kann nicht mehr sehen, trau nicht mehr meinen Augen,
kann kaum noch glauben, Gefühle haben sich gedreht
Ich bin viel zu träge um aufzugeben
es wäre auch zu früh, weil immer was geht.
Wir waren verschworen, wären füreinander gestorben,
haben den Regen gebogen, uns Vertrauen geliehen.
Wir haben versucht, auf der Schussfahrt zu wenden.
Nichts war zu spät, aber vieles zu früh.
Wir haben uns geschoben durch alle Gezeiten,
haben uns verzettelt, uns verzweifelt geliebt,
wir haben die Wahrheit so gut es ging verlogen.
Es war ein Stück vom Himmel, dass es dich gibt.
Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet,
hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt,
nordisch nobel, deine sanftmütige Güte,
dein unbändiger Stolz, das Leben ist nicht fair!
Dein sicherer Gang, deine wahren Gedichte,
deine heitere Würde, dein unerschütterliches Geschick,
du hast der Fügung deine Stirn geboten,
hast ihn nicht verraten, deinen Plan vom Glück!
Ich gehe nicht weg, hab meine Frist verlängert,
neue Zeitreise - offene Welt.
Habe dich sicher in meiner Seele -
ich trag dich bei mir bis der Vorhang fällt,
ich trag dich bei mir bis der Vorhang fällt.